In Hey, guten Morgen, wie geht es dir? erzählt Martina Hefter die Geschichte von Juno, einer Künstlerin, die ihren an MS erkrankten Mann pflegt und zunehmend in ihrer eigenen Einsamkeit versinkt. Um der Schwere ihres Alltags zu entkommen, sucht sie nächtliche Abwechslung im Chat mit Love-Scammern*, in deren Illusionen und Komplimenten sie eine unerwartete Freiheit findet. Ein Scammer, Benu, bleibt und wird zu einem Gefährten in ihrer Welt aus verhaltenen Sehnsüchten und schmerzhaften Wahrheiten.
Mit einer klaren, eindringlichen Sprache beleuchtet Hefter Junos Gedankenwelt und den leisen Kampf gegen das Verschwinden ihrer eigenen Identität. Dieser Roman ist ein kluges, berührendes Porträt einer Frau, die zwischen Pflicht und Flucht nach einem Funken Selbstfindung sucht – und damit zugleich die Ängste und Hoffnungen einer ganzen Generation widerspiegelt.
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*Der Betrüger oder die Betrügerin (engl. Scammer = Betrüger) ist mit einem gefälschten Profil unterwegs und kontaktiert das Opfer auf einer Internet-Plattform. Man schreibt ein paar Nachrichten hin und her. Erstaunlich rasch behauptet er oder sie, sich verliebt zu haben. Geht das Opfer darauf ein, wird es so lange mit Liebesschwüren eingelullt, bis es sich tatsächlich verliebt hat – in ein Trugbild. Über Wochen und Monate hinweg wird die angebliche Liebesbeziehung über Skype, WhatsApp etc aufgebaut. Es werden gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet und man will sich auch im realen Leben treffen. Doch dann passiert’s: Kurz vor dem abgemachten Termin gibt der Betrüger oder die Betrügerin vor, einen Unfall erlitten zu haben, erkrankt oder am Flughafen überfallen worden zu sein. Der oder die Auserwählte wird nun gebeten die Behandlungs-, Reise- oder sonstigen Kosten zu übernehmen und den benötigten Betrag per Geldtransfer oder auf ein Konto ins Ausland zu überweisen. Es entstehen immer neue Probleme und Hindernisse, bei denen das Opfer um Geldzahlungen gebeten wird. Zu einem Treffen kommt es jedoch nie.